Eröffnungskonzert

Eröffnungskonzert: Jüdische Orgelmusik

Donnerstag, 09.09.2021 · 19.00 · Reformationskirche Köln · Marienburg

WERKE VON LOUIS LEWANDOWSKI, DAVID NOWAKOWSKY, HANS SAMUEL, ARNO NADEL, HERMAN BERLINSKI UND HEINRICH SCHALIT

Samuel Dobernecker (Orgel)
Tina Frühauf (Einführung, Moderation)

Eintritt: 10€/5€

19.00 EINFÜHRUNGSVORTRAG

„Etwas Unerhörtes…“:
Orgel und Orgelmusik in jüdischer Kultur

20.00 KONZERT

Louis Lewandoswki (1821–1894)
Fünf Fest-Präludien op. 37

David Nowakowsky (1848–1921)
Preludium zum Abend am Purimfest

Hans Samuel (1901–1976)
Variations in Canonic Style on „Ah. ot ketanah“

Arno Nadel (1878–1943)
Passacaglia über „Wadonaj pakad ess ssarah“

Herman Berlinski (1910–2001)
Sinfonia No. 5, On Poetry by Nelly Sachs

Heinrich Schalit (1886–1976)
Organ Prelude

Das Eröffnungskonzert widmet sich einem bis heute vernachlässigten Kapitel der Musikgeschichte: Synagogaler und spezifisch jüdischer Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Infolge der Forderung der jüdischen Aufklärung oder Haskalah nach einem modernen Gottesdienst kam es – vor allem in den deutschsprachigen Ländern – zu umfangreichen Reformen. Neben Wiederherstellung textlicher Traditionen und sprachlicher Assimilation betrafen diese in radikaler Weise auch die Synagogalmusik. Die mündlich tradierten Gesänge des Chasans und seiner beiden Helfer wurden abgelöst durch begleiteten Gemeindegesang und einen teils professionellen Chor und Instrumentalisten. Eines der markantesten Kennzeichen der sich neu formierenden musikalischen Identität jedoch war die Einführung der Orgel als Begleit- und Soloinstrument. Diese Neuerungen waren begleitet von einem heftigen Streit mit Traditionalisten und mündeten schließlich in die Spaltung des Judentums in Orthodoxie und liberale Richtungen.

Aus der gottesdienstlichen Begleitfunktion entwickelte sich immer stärker auch ein solistisches Repertoire heraus, das überlieferte Gesänge verarbeitete und sie in ein harmonisches und metrisches Gefüge nach klassisch-romantischem Vorbild einpasste. Um die Jahrhundertwende galt dieser etablierte Stil vielen als unzeitgemäß, vor allem aber auch nicht als „unverkennbar jüdisch“. Jüdische Komponisten begannen sich an zeitgenössischen Stilrichtungen zu orientieren, während sie thematisch die traditionellen Formen der Synagogalmusik wiederentdeckten und sich der jüdischen Musik Osteuropas zuwandten, die als authentischer galt. Diese Synthese führte zu neuartigen Werken, die zunehmend auch für den Konzertvortrag gedacht waren. Die Machtergreifung der Nazis unterbrach diese kulturelle Entwicklung; einige Komponisten schufen noch Werke im „Jüdischen Kulturbund“, einige wurden in den Vernich- tungslagern ermordet, andere emigrierten und knüpften in den USA und in Israel an diese Tradition an. Herman Berlinskis „Sinfonie No. 5 On Poetry by Nelly Sachs“ von 1968 gedenkt der Auslöschung dieser Kultur.

 

 

© Pryor Dutch

Bild oben: Trinitatiskirche Köln

Zu ihrem 150. Geburtstag hat die Trinitatiskirche Köln ein besonderes Geschenk bekommen: eine Orgel der renommierten Bonner Orgelbaufirma Klais. Mit ihren 44 Registern und 3.121 Pfeifen bietet die Klais-Orgel opus 1643 eine Fülle verschiedener Klänge.
Adresse: Filzengraben 4, 50676 Köln.